Geschichte

Die Geschichte des „Männergesangverein Wirringen von 1912“
von Gründung an bis 2012

(Einige Auszüge stammen aus der Festzeitschrift zum 75-jährigen Jubiläum im Jahre 1987 und aus verschiedenen Presseberichten in den vergangenen Jahren)

Wirringen hatte zum Anfang des letzten Jahrhunderts knapp 200 Einwohner. Alles drehte sich damals um Landwirtschaft, Handwerk und Kalibergbau. Um etwas Abwechslung in das dörfliche Leben zu bringen, wurde im Jahre 1912 von 29 singfreudigen Männern ein Gesangverein ins Leben gerufen. Sie gaben dem neugegründeten Verein den Namen „Männergesangverein Wirringen von 1912“ und wählten einen Vorstand, der sich wie folgt zusammensetzte:

  • 1. Vorsitzender:                                              Josef Dierker
  • 2. Vorsitzender:                                              Karl Schiefer
  • 3. Rechnungsführer:                                     Ernst Hartmann
  • 4. stellvertretender Rechnungsführer:      Heinrich Hahne
  • 5. Schriftführer:                                              Heinrich Flohr

Hier das Protokoll der ersten Versammlung vom 10. Januar 1912 im Original und Übersetzung:

          

Die Einnahmen im Gründungsjahr beliefen sich auf 161,85 M. Dieser Betrag errechnete sich nicht aus den Aufnahmegebühren und Beiträgen, sondern auch aus den Strafgeldern, die zum Beispiel gezahlt werden mussten, wenn ein Sänger zu spät zum Singen kam, das Singen unentschuldigt versäumte oder eingeübte Lieder auf der Straße sang. Die Ausgaben betrugen 133,23 M. Dafür wurden u. a. die 18 „Heimischen Liederbücher“ zum Preis von 24,70 M angeschafft. Diese „grönen Beuker“ sind noch vollständig vorhanden und werden noch heute benutzt.

Der Lehrer Heinrich Flohr, Chorleiter bis 1923, erhielt für das Dirigieren 60,00 M sowie für das Beheizen des Klassenraumes und die Beleuchtung 10,00 M. Für Botengänge bekam Heinrich Busche 1,50 M. Durch Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 kamen alle Vereinstätigkeiten zum Erliegen. 1919 gelang es dem Vorstand, den Verein neu zu beleben. Mit den aus dem Weltkrieg zurückgekehrten Sängern wurde das Singen wieder aufgenommen. 1922 feierte ganz Wirringen mit einem großen Zeltfest die Fahnenweihe.

Die Fahne ist seitdem Begleiter des Vereins bei frohen und ernsten Anlässen.

Mit der Inflation kamen für die Rechnungsführung schwierige Zeiten:

1923 betrugen die Einnahmen 24 330 471 818,37 M
die Ausgaben 24 240 275 400,00 M
und der Bestand       90 196 418,37 M

Utopische Beträge, die in Wirklichkeit nur einen lächerlichen geringen Gegenwert hatten. Trotz der schweren Zeiten konnte sich der Verein behaupten. Der Wirtschaftskrise folgten die Jahre des Nationalsozialismus, die mit ihren tief greifenden Veränderungen auch an unserem Verein nicht spurlos vorübergegangen sind. In diese Zeit fiel unser 25-jähriges Bestehen, das am 17. April 1937 gefeiert werden konnte. Das folgende Bild aus diesem Jahr wurde auf dem Hof Hahne zum Anlass des 25-jährigen Jubiläums aufgenommen.

Nach dem Ausbruch des 2. Weltkrieges kam das Vereinsleben von 1940 bis 1947 zum zweiten Mal völlig zum Erliegen. Durch den verlorenen Krieg, die Teilung unseres Vaterlandes, Flucht und Vertreibung war eine ganz neue Situation entstanden. Die Einwohnerzahl unseres Dorfes hatte sich vervielfacht. Zu den noch verbliebenen zehn ansässigen aktiven Sängern kam im Laufe der Zeit Verstärkung aus den Reihen der Flüchtlinge, Vertriebenen und Evakuierten hinzu. So konnte sich der Chor allmählich erholen und entfaltete dann wieder ein reges Vereinsleben.

Aber ausgerechnet zum 50-jährigen Bestehen hätte der Verein beinahe ohne Chorleiter dagestanden. Der Hauptlehrer Erich Walter, Dirigent seit 1954, trat 1961 in den Ruhestand und zog nach Alfeld. Der schon sehr betagte Willi Ilmer, unser langjähriger Chorleiter von 1924 bis 1953, stellte sich unentgeltlich noch einmal zur Verfügung, und das Jubiläum konnte begangen werden. Am 8. und 9. September 1962 fand ein Zeltfest mit großem Umzug statt. Neben anderen Vereinen und Gruppen nahmen 9 Chöre an den Feierlichkeiten teil und bereicherten das Fest durch ihre Liedvorträge. 5 Mitbegründer unseres Vereins konnten für ihre 50-jährige Treue mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet werden: Heinrich Hennies, August Hoppe, Otto Lüders, August Schreiber und Karl Sewig.

Im Jahre 1964 übernahm der Lehrer Jürgen Stillahn die Chorleitung und im Laufe der Jahre ist das Zusammengehörigkeitsgefühl des MGV gewachsen. Die eingeübten Lieder wurden bei vielerlei Gelegenheiten zu Gehör gebracht. Tradition geworden sind die Gesangvorträge bei den  Seniorennachmittagen vor Weihnachten und unserem Wintervergnügen sowie Ständchen bei besonderen Anlässen.

Dazu kamen öffentliche Auftritte zusammen mit dem Männergesangverein Wülferode, mit dem uns eine enge Zusammenarbeit und Freundschaft verbindet.

Die in den Jahren 1979 bis 1994 ausgetragenen Fußballspiele zum Himmelfahrtstag gegen die freiwillige Feuerwehr Wirringen wurden von der Dorfbevölkerung gut angenommen und hatten schon fast „volksfestartige Ausmaße“ angenommen.

Zu seinem 75-jährigen Jubiläum im Jahre 1987 zählte der Verein 85 Mitglieder (auch aus anderen Ortschaften wie Müllingen und Wehmingen). Die Höhepunkte bildeten ein Konzert mit den Darbietungen von sieben Chören, der Kinderumzug am Sonnabend und die Festbälle, die bis in die frühen Morgenstunden andauerten. Der damalige Vorstandsvorsitzende Arnold Harstick hat seinerzeit die Situation des MGV wie folgt beschrieben: „Wir sind hier Hans Dampf in allen Gassen!“, denn als einziger Verein in der kleinen Ortschaft war und ist er auch heute noch – meist gemeinsam mit der Feuerwehr – Träger aller gesellschaftlichen Ereignisse.

» Festzeitschrift 75-jähriges Jubiläum

Im September 1989 trat die neue Satzung in Kraft. Zum 1. März 1992 wurde als Ergänzung zur Satzung die Gemeinnützigkeit des Vereins festgeschrieben.

Der MGV hat im Jahre 1990 einen neuen Fahnenschrank gekauft und im Jahre 1992 eine neue Fahne. Diese ersetzte die alte – im Jahre 1922 angeschaffte und bereits in die Jahre gekommene – Fahne. 1992 wurde dann im Rahmen der 80-Jahr-Feier die Fahnenweihe vorgenommen.

Das 90-jährige Bestehen feierte der Männergesangverein zusammen mit der Ortsfeuerwehr Wirringen und dem Schützenverein Müllingen im Jahre 2002. Zu diesem Fest hatte sich der MGV mit nur 16 aktiven Sängern Unterstützung vom MGV Rethmar mitgebracht. Der Chorleiter Jürgen Stillahn gab sich vor den ersten Takten äußerst pessimistisch, denn die hohe Altersstruktur und die beständig abnehmende Zahl von Sangesfreunden ließ ihn die Vermutung äußern, „dass wir unser 100-jähriges Bestehen wohl nicht mehr feiern können“.

10 Jahre später – diese Vermutung hat sich nicht bestätigt, denn weitere Aktivitäten und Sängerfeste standen und stehen teilweise heute noch auf dem Programmplan:

  • seit Jahrzehnten die Teilnahme am Volkstrauertag (Ehrendenkmal in Wirringen und Müllingen)
  • seit 1991 veranstaltet der MGV im November für alle Vereinsmitglieder, Verwandte und Freunde einen Skat- und Knobelabend
  • seit 1994 findet die Veranstaltung des „Tag des Liedes“ im Wechsel mit regionalen Gesangvereinen statt
  • in den Jahren 1995 bis 2008 plante der MGV die Fahrradtour am Himmelfahrtstag im Wechsel mit der Freiwilligen Feuerwehr Wirringen
  • seit 2009 allerdings findet die Fahrradtour nur noch intern für aktive Mitglieder des MGV und deren Familienangehörige statt
  • seit 1985 organisiert der MGV Scheunenfeste als Ersatz für Zeltfeste
  • neu hinzugekommen sind in den letzten Jahren die jährlichen Schlammfeste – zusammen mit der FFW auf der Firelake-Ranch und der im Wechsel (mal in Wirringen, mal in Müllingen) alle zwei Jahre stattfindende Weihnachtsmarkt

Der MGV wurde und wird auch noch heute oft zu Zeltfesten in den umliegenden Dörfern eingeladen. Die Anlässe waren und sind meistens Feuerwehr- und Schützenvereinfeste. Der MGV beteiligt sich an den Umzügen und anschließendem geselligen Beisammensein im Zelt. Hier ein Bild aus den 50ziger Jahren in Wehmingen:

Die Vereinsfahne und die Schärpen werden auch heute noch stolz getragen. Das nachfolgende Bild zeigt die Teilnahme am Umzug beim Sängerfest 1951 in Sarstedt:

Zur jährlichen Hauptversammlung (früher Generalversammlung lt. Protokollbuch) werden alle aktiven und passiven Mitglieder eingeladen. Nach einem gemeinsamen Essen folgt der offizielle Teil. Der Abend endet fröhlich mit einem vom Verein gespendeten 50-Liter Fassbier. Hier Fotos aus dem Jahre 1952 und aktuell aus dem Jahr 2012:

An diesem Abend erhält der „fleißigste teilnehmende Sänger an den Übungsabenden“ einen Wanderpokal. Für 2011 erhielt diesen Pokal unser Sangesbruder Kuno Kuhn.

Herzlichen Dank an alle,
die seit der Gründung bis zum heutigen Tag
für den Männergesangverein gewirkt haben.
Wir hoffen, dass sich auch künftig immer wieder Sänger finden,
die den Gesang pflegen
zur eigenen und der Mitmenschen Freude.

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